Herpesinfektion beim Pferd
Beim Equinen Herpes Virus (EHV) handelt es sich um eine latente Viruserkrankung bei Pferden, welche innerhalb der Pferdepopulation weit verbreitet und gerade aktuell wieder sehr präsent ist.
Vor allem Herpesviren 1 und 4 (EHV-1 und EHV-4) sind häufig Ursache für Fieber, reduziertes Allgemeinverhalten und Husten.
In schlimmer verlaufenden Fällen können sie bei betroffenen Tieren neurologische Symptome auslösen oder bei trächtigen Stuten zu Aborten führen.
Schwerste Fälle können in Festliegen enden und lassen nur noch die Euthanasie des kranken Pferdes zu.
Am häufigsten betroffen sind junge Sportpferde, da sich diese häufig in Stresssituationen befinden und eine schlummernde Erkrankung hierbei leichter ausbrechen kann.
Gerade die jetzige Situation in Spanien zeigt sehr gut, wie rasant ein akuter Ausbruch ablaufen kann.
Herpesviren sind hoch ansteckend und können sehr leicht von Pferd zu Pferd, aber auch über betreuendes Personal, weitergegeben werden.
Deshalb sollte direkt beim Feststellen von Symptomen (zunächst häufig Fieber) eine Isolation der betroffenen Tiere stattfinden und besondere Hygienemaßnahmen eingehalten werden, um eine Weiterverbreitung so gut es geht zu reduzieren.
Der Nachweis einer akuten Infektion gelingt meist über einen positiven Nasentupfer oder eine Blutanalyse (DNA Nachweis des Virus), allerdings nur dann, wenn Pferde gerade virämisch und somit Ausscheider des Virus sind, was häufig nur für wenige Tage der Fall ist.
Ein späterer Nachweis von EHV-1 und EHV-4 ist oftmals sehr schwierig, da es sich gut in den körpereigenen Zellen versteckt und bei der nächsten Stresssituation erneut zuschlagen kann.
Impfung
Wie bei anderen viralen Erkrankungen kann auch gegen Herpes 1 und 4 beim Pferd geimpft werden.
Die Impfung erfolgt nach durchgeführter Grundimmunisierung alle 6 Monate und wird von den meisten Pferden sehr gut vertragen.
Hierbei ist wichtig zu erwähnen: Die Impfung schützt nicht immer vor Infektion!
Was allerdings deutlich durch Studien nachgewiesen wurde: Die Impfung verringert das Infektionsrisiko, schützt bei Infektion in den meisten Fällen vor schwerwiegenden Symptomen und ‐ der wichtigste Punkt ‐ führt zu einer deutlich geringeren Virusausscheidung nach erfolgter Infektion und senkt dadurch die Ansteckungsgefahr für andere Pferde.
Deshalb schützt eine Impfung aller Pferde des gesamten Stalls die Pferde besser als einzeln geimpfte Tiere.
Ungeimpfte Pferde scheiden große Mengen an Viruspartikeln aus und können selbst geimpfte Tiere infizieren!
Daher unsere klare Empfehlung:
Herpesimpfung als Vorsorge, und das im gesamten Bestand!
Nur auf diese Art kann eine so rasant und schwer verlaufende Epidemie, wie sie gerade in Spanien zu sehen ist, vermieden werden.
Sollte ihr Pferd Anzeichen von Mattigkeit, Fieber (mehr als 38.5°C), Husten, eines schwankenden Gangbildes, Kot- oder Harnabsatzproblemen zeigen, oder tragende Stuten abortieren bzw. ein lebensschwaches Fohlen zur Welt bringen, kontaktieren Sie bitte umgehend Ihren Haustierarzt!
Verzichten Sie derzeit auf nicht notwendige Transporte, wie z.B. Turniere oder Kurse, reduzieren Sie fremden Pferdekontakt und achten Sie auf ausreichend gute Hygiene!
Videomaterial zum Thema
Dilemma EHV (GPM)
Eine Aufzeichnung der Diskussion von Vertretern der pharmazeutischen Industrie, der Diagnostik-Labore und der praktischen Tierärzte, initiert von der Gesellschaft für Pferdemedizin e.V. (GPM) anlässlich des EHV-1 Ausbruchs in Spanien.
Dieses Video ist auch auf der Mitgliederseite der GPM abrufbar.